Anketten und durchhalten
Schon seit drei Wochen befinden sich Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace im polnischen Bialowieza-Wald. Tag für Tag versuchen sie alles Erdenkliche, um die Rodungen in dem bedeutsamen Wald zu stoppen. Sie ketten sich an Maschinen, klettern auf Bäume und unterbrechen so die Abholzungsarbeiten. Ans Aufgeben denken die Aktivistinnen und Aktivisten nicht. Denn der Schutz des Bialowieza-Waldes ist zu wichtig.
Wiola ist 26 Jahre jung und kommt aus der polnischen Stadt Poznan. Bereits seit sieben Jahren ist sie Greenpeace-Aktivistin und setzt sich für den Schutz unseres Planeten ein. Wiola bestieg schon im Jahr 2013 gemeinsam mit anderen den „Shard“-Wolkenkratzer in London, um gegen Ölbohrpläne von Shell in der Arktis zu protestieren. Die Aktion erreichte damals weltweite Aufmerksamkeit. Zwei Jahre später verkündete Shell, sich aus der Arktis zurückzuziehen. Jetzt protestiert Wiola gegen die Abholzung in einem der letzten Urwälder Europas, dem Bialowieza-Wald in ihrer Heimat Polen. Bei einem der Proteste befand sich Wiola auf einem dreibeinigen Gerüst, das zwischen Rodungsmaschinen aufgestellt war. Durch diese Blockade konnte die Abholzung vor Ort nicht weitergeführt werden.
Wiola ist eine von vielen Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten, die derzeit im wertvollen Bialowieza-Wald gegen dessen Abholzung protestiert. Durchschnittlich 20 bis 40 Personen befinden sich seit dem 24. Mai in dem Urwald, um friedliche, direkte Aktionen durchzuführen. Greenpeace antwortet mit solchen Aktionen, wenn Unternehmen oder Regierungen auf die Zivilgesellschaft nicht mehr hören und Gespräche mit ihnen zu nichts führen. Und das ist der Fall beim Bialowieza-Wald: Greenpeace Polen setzt sich bereits seit Jahren für den Schutz dieses UNESCO-Weltnaturerbes ein. Er gehört zu den letzten Urwäldern Europas und bietet für mehr als 11.000 Tierarten ein Zuhause. Immer wieder hat es in der Vergangenheit so ausgesehen, als ob das polnische Umweltministerium endlich Schutzmaßnahmen für den Wald ergreifen würde. Doch jene, die sich freuten, freuten sich zu früh. Die polnische Regierung will nun das Ausmaß des Holzeinschlags im Bialowieza-Wald sogar verdreifachen. Und die Rodungen finden mitten in der Brutzeit der dort heimischen Vögel statt. Dies war eigentlich bis vergangenen Jänner verboten. Doch der polnische Umweltminister Jan Szyszko führte ein neues Gesetz ein, mit dem nun Rodungen während der Brutzeit erlaubt sind.
Grund genug für Wiola und viele weitere Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten, um vor Ort einzuschreiten und friedliche Aktionen zu organisieren. Sie wollen die Rodungen zumindest kurzfristig stoppen und außerdem weltweite Aufmerksamkeit für den Schutz des Urwaldes schaffen. Und sie tun dies mit Erfolg: Innerhalb der letzten drei Wochen konnten die Aktivistinnen und Aktivisten bereits für mehrere Tage die Rodungsarbeiten unterbrechen. Dafür ketteten sie sich an die Maschinen, die die Bäume fällen sollen, und kletterten auf Bäume, wo sie riesige Transparente anbrachten. Auch einige Bewohnerinnen und Bewohner von naheliegenden Dörfern unterstützten die Aktionen. Die einen beteiligten sich mit selbst gebastelten Schildern an einem Protestmarsch durch den Wald; die anderen brachten den Aktivistinnen und Aktivisten, die an den Maschinen angekettet waren, Tee und Sandwiches, um sie nach stundenlangem Ausharren zu stärken.
Die Unterbrechung der Rodungsarbeiten hat zwar bislang den polnischen Umweltminister noch nicht zum Umdenken gebracht, doch die Aktionen sind von großer symbolischer Wirkungskraft und erreichten weltweite Aufmerksamkeit: Vom britischen Guardian bis zur Washington Post berichteten Medien über die Proteste. In Österreich zeigten etwa die Zeit im Bild im ORF und die Puls4 Nachrichten Beiträge über die Aktionen. Auch die UNESCO reagierte und veröffentlichte ein Schreiben, in dem die Organisation der Vereinten Nationen festhält, dass Rodungen von alten Bäumen im Bialowieza-Wald eine mögliche Gefahr für den außergewöhnlichen universellen Wert der Wälder darstellt. Und die EU-Kommission droht der polnischen Regierung mit einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof, falls die Rodungen nicht gestoppt werden. Mit all diesen Maßnahmen steigt der Druck auf die polnische Regierung. Sie muss endlich einsehen, dass das UNESCO-Weltnaturerbe vor weiterer Zerstörung geschützt gehört.
Wiola und die anderen Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten geben nicht auf. Sie protestieren weiterhin im Bialowieza-Wald und setzen sich für den Schutz eines der letzten Urwälder Europas ein. Bitte unterstützen Sie Wiola und die anderen und erheben auch Sie Ihre Stimme für diesen wertvollen Wald!